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Madeira Reisebericht: Der raue Norden & grüne Westen (Teil 1)

Madeira Reisebericht: Der raue Norden & grüne Westen (Teil 1)

Eine Woche Urlaub musste ich vor dem Jobwechsel im April noch nehmen. Sieben Tage zur freien Verfügung. Für mich war klar: Ruhe tanken, runter kommen, viel Zeit für mich nutzen und nur das tun, worauf ich auch Lust habe. Was im Speziellen wäre, den Tag mit Sport und einem guten Frühstück zu starten und dann mit der Kamera loszuziehen und mich draußen aufzuhalten. Madeira war schnell als Ziel ausgemacht.

Dann kam es doch noch etwas anders, denn mein Freund konnte spontan mitfahren. Madeira bliebt, die Erwartungen auch? Was macht man denn nun zu zweit auf einer Insel, die eigentlich nur für Senioren bekannt ist? (Was ich im Übrigens sehr schändlich finde)
Und das im März, wo das Wetter noch nicht zum Badeurlaub einlädt?

Man macht einfach genau das, was man eh vor hatte – nur zu zweit, was es irgendwie deutlich cooler macht.

Das muss man allerdings sagen: Madeira ist ja nicht umsonst so grün. Dass es hier viel und gerne regnet, ist bekannt. Dass wir nun aber ausgerechnet eine Woche nach dem ÜBER-MEGA-BOMBENWETTER hier ankommen und die eher unterirdisch-grauverregnete Duselwoche erwischen, war so nicht geplant. Ist aber so gekommen. Waren letzte Woche noch 26 Grad und Sonne, Sonne, Sonne – so hatten wir 16-18 Grad und Regen, Sturm und zwischendurch ein kleines bisschen Sonne. War zwar auf der einen Seite schade (ich hatte mich wirklich auf sonnige Bilder vom Berggipfel gefreut!), aber bietet natürlich auch andere Möglichkeiten. Alle Bilder der Reise werdet ihr nach und nach bei Instagram finden. Hier gibt es in mehreren Teilen genaue Berichte über die einzelnen Teile der Insel und was sich lohnt anzuschauen. Darunter auch detailliert zu den Sehenswürdigkeiten Erfahrungsberichte sowie einen Foodguide für Funchal.

Bekommt ihr bei den Bildern auch Lust auf Madeira? Oder wart ihr schon da?

Die Nordküste

Am ersten Tag fuhren wir deshalb mit dem Mietwagen zunächst von Funchal optimistisch nach Nord-Osten und von dort in die Berge zum angepeilten Wanderweg auf der Höhe Riberio Frio. Schon auf dem Weg dahin wurde aber klar: Das wird heute nichts mehr mit schöner Aussicht oder überhaupt aus-dem-Auto-aussteigen. Ab einer gewissen Höhe war alles voller Wolken bzw. Nebel und es regnete sich permanent ein. Daher ging es schnell den Berg wieder runter nach Faial und Santana. Immerhin sollten dort die berühmten, typischen Dreieckshäuser mit Strohdach stehen. Nun.

Santana

Kurz auf den Punkt gebracht: Spart euch das. Von den Häusern, die man so idyllisch in allen Reiseführern sieht, hat man in Echt nicht so viel. Fünf Stück davon stehen etwas verloren inmitten einer kleinen, wenig spektakulären Stadt rum und wirken eher traurig und verloren, als wie eine schöne Sehenswürdigkeit. In den meisten der Hütten sind Souvenirläden und ansonsten ist dort leider nichts Sehenswertes. Ein paar exotisch anmutende Blumen standen wohl um eines der Häuser herum (und wurden von den enttäuschten Touristen in geradezu greifbarer Verzweiflung fotografiert. „Hildegart! Schau! Eine schöne Blüte! Mach ein Foto!“)
Das konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ansammlung der Hütten komplett fehl am Platze wirkte. Sogar das Gebäude der nahegelegenen Santander-Bank war im Stil der Hütten konzipiert und wirkte etwas, als würde es die historischen Gebäude, die irgendwie in dieser langweiligen, unidyllischen Kleinstadt gelandet sind, verhöhnen. Hinzu kam, dass wirklich überall Baustellen waren. Alleine um das historische „Dorf“ herum wurde an knapp 3 Baustellen gebohrt, gehämmert und asphaltiert. Romantische Strohdachhütten mit Souvenirs im Sonderangebot (Nur heute! 20% Rabatt auf eine Miniatur der Häuser!) umgeben von 110 lieblichen Dezibel Presslufthammern. Schön.

Weiter ging es deshalb ohne Plan wieder entlang der Küste zurück nach Funchal. Dabei entdeckten wir ein kleines Städtchen, in dem wir spontan hielten. Viel gab es da nicht zu sehen – außer eine wunderbare Küstenlinie und die ersten Fotos, die wir begeistert vom stürmischen Meer machen konnten. Unser erster Tag endete also etwas chaotisch, aber mit dem Gefühl, dass wir zumindest spontan und zufällig etwas entdeckt hatten, das nicht ganz auf der Programmliste aller anderen Touristen steht.

Der Westen

Am dritten Tag dann der zweite Versuch mit Bergen: Wäre das Wetter heute vielleicht besser? Wir haben es gewagt und uns auf den Weg nach Fanal gemacht – wo es den wunderschönen, alten Lorbeerwald gibt. Die erste Hälfte der Strecke sah auch noch ganz gut aus, doch sobald wir höhere Gefilde erreichten, war es vorbei mit dem akzeptablem Wetter. Uns erwartete wieder eine weiße Wolkenwand mit weniger als 10 Metern Sichtweite. Bei den steilen, ungesicherten Straßen, die grundsätzlich spontan zu Kurven neigten und nicht selten mit einer unmenschlichen Steigung auftrumpften, war die Fahrt an sich schon ein Abenteuer (und ich sehr froh, dass mein Freund sich mutig da durchschlug weil ich vermutlich als Fahrer einfach angehalten und geheult hätte).

Fanal

Wir haben trotzdem nicht aufgegeben und kamen bei praktisch null Sicht, gerade einmal 6 Grad Außentemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von annähernd 100% in den Lorbeerwäldern an. Es war fantastisch! Der Ort hatte nicht nur etwas Mystisches, er war aus einem Märchen-Horrorfilm direkt entsprungen. Egal wo wir her gingen tauchten unerwartet Dinge aus dem Nebel auf: Mal eine Herde Kühe (vor deren Hörnern ich doch Respekt hatte), mal ein gruseliges Haus. Und manchmal hab ich einfach von Weitem nur noch den roten Rucksack meines Freundes gesehen und mich mit meiner Kamera angepirscht. Zwar waren wir nach der halben Stunde, in der wir dort rumgeirrt sind, ganz schön durchfroren und wir hatten tatsächlich Wasserperlen im Haar, aber das war es allemal wert. Fahrt also ruhig auch bei richtig miesem Wetter nach Fanal – der Anblick wird euch entlohnen.

Danach mussten wir die Heizung im Auto aber trotzdem aufdrehen und wollten noch irgendwo etwas Warmes trinken. Da wir in Fanal weder die Sicht hatten, um spontan eine entlegene Raststätte zu finden, noch die Ortskenntnis und die Geduld, ging es einfach wieder den Berg runter und nach Port Moniz.

Porto Moniz

Im Cachalote direkt an den Klippen gönnten wir uns ganz draufgängerisch eine ganze Kanne Kamillentee. Und das gebratene Hühnchen mit Reis UND Pommes (verrückt, diese Madeirer). Das Essen war… ok. Muss man nicht gemacht haben, aber der Ausblick vom Restaurant aus war toll. Porto Moniz ist bekannt für seine natürlichen Swimmingpools direkt am Meer. Diese waren bei dem Wetter natürlich nicht gerade gut besucht, aber dafür gab es wieder einmal spektakulärer Wellen zu sehen, denen man eigentlich auch gut den ganzen Tag wie hypnotisiert zuschauen kann. Das Wasser war helltürkis an den Stellen, wo es an den schwarzen Steinen brach und bot so einen malerischen Anblick, der geradezu surreal wirkte. Nach Fanal also eine ganz andere Art von märchenhaftem Ausblick, aber definitiv auch eine Sehenswerte.

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