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5 Tipps: Introvertiert und erfolgreich im Job

5 Tipps: Introvertiert und erfolgreich im Job

Kann man introvertiert und erfolgreich im Job sein? Erst als ich das letzte Mal auf Jobsuche war, hatte ich wieder die Situation, dass ich im Vorstellungsgespräch saß und gefragt wurde, ob ich mich eher als introvertiert oder extrovertiert einschätze. Meine klar Antwort darauf ist immer: introvertiert. Der Gesprächspartner war sofort sichtlich enttäuscht und fragte, wie ich denn dann in einer leitenden Position arbeiten können wollte.

Diese Frage hat mich ehrlich gesagt ziemlich geärgert. Sie zeigt: Es ist noch immer den meisten Leuten nicht klar, dass introvertiert nicht schüchtern heißt. Und dass es mehr Introvertierte in Führungspositionen geben sollte – denn wir haben viele Stärken, die gerade als jemand mit Personal- und Entscheidungsverantwortung extrem von Vorteil sind.

Wie man es also schaffen kann introvertiert und erfolgreich im Job zu sein, erzähle ich euch heute hier auf dem Blog.

Was bedeutet introvertiert

Kommen wir als erstes zu der Frage, was introvertiert sein überhaupt bedeutet. Schüchtern schon mal nicht. Auch nicht soziophobisch oder ohne eigene, feste Meinung.

Introvertiert sein bedeutet einfach, dass man eher ruhig und in sich gekehrt ist. Introvertierte Menschen müssen nicht im Mittelpunkt stehen, um sich gut zu fühlen. Sie schöpfen ihre Kraft aus der Ruhe und eher aus sich selber als aus dem Außen und Bestätigung von anderen.

Introvertierte Menschen stehen gerne etwas abseits und haben einen Blick auf das Große Ganze. Sie haben ihre eigene Meinung – und zudem oft einen sehr guten Überblick, da sie sich nicht direkt in das Getümmel werfen, sondern Situationen lieber erst einmal einschätzen. Dann aber können sie fundierte Entscheidungen treffen.

Ihr merkt schon: ich beschreibe hier bereits bewusst einige Stärken introvertierter Menschen. Wer allerdings seine Kraft eher aus der Ruhe und dem Beobachten zieht, der ist naturgemäß nicht gerne permanent in Gespräche verwickelt. Introvertierte Menschen brauchen oft etwas mehr Ruhe als andere. Sie arbeiten am Besten im Stillen (definitiv nicht im Großraumbüro) und finden stundenlange Meetings extrem ermüdend. Wer sehr ausgeprägt introvertiert ist, der findet einen normalen Büroalltag und den vielen Kontakt mit Kollegen oft schon anstrengend und möchte abends dann seine Ruhe haben.

Was bedeutet introvertiert also? Es bedeutet, dass die Stärken der Person in der Analyse, der Beobachtung, den besonnenen Entscheidungen liegt. Sie schöpft Energie aus bewussten, ruhigen Situationen und kann dann sehr gut auch mit Stress umgehen.

Extrovertiert introvertiert

Vergleicht man dies mit extrovertierten Menschen, sieht man schnell den Unterschied. Extrovertierte gehen oft und viel aus sich heraus. Sie suchen und brauchen die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Sie stehen gerne im Mittelpunkt, können Gespräche oft gut übernehmen/an sich nehmen und vertreten ihren Standpunkt laut und gerne auch kompromisslos. Extrovertierte Menschen ziehen ihre Energie aus dem Austausch mit und der Gesellschaft von anderen Menschen. Alleine vor sich hin zu arbeiten fällt ihnen oft schwer und sie werden energielos und müde wenn sie längere Zeit nicht unter Menschen sind.

Wir haben hier also zwei komplett unterschiedliche Typen mit ganz unterschiedlichen Stärken und Schwächen. Beide sind aber enorm wichtige Teile der Gesellschaft und können sich hervorragend ergänzen. Dadurch, dass Introvertierte allerdings lieber im Hintergrund agieren, werden sie oft unterschätzt. Wo der Extrovertierte seine Erfolge laut feiert, glänzt der Introvertiert meist im Stillen – und wird übersehen.

So passiert es, dass Introvertiert oft im Job nicht weiter kommen und sich über die berufliche Sackgasse ärgern.

Berufe für Introvertierte /Jobs für Introvertierte

Gibt es also Berufe, die speziell für Introvertierte geeignet sind?

Generell: Jein. Ein introvertierter Mensch kann in jedem Beruf arbeiten, der ihm Spaß macht. Naturgemäß wird er sich aber schneller kraftlos fühlen, wenn er extrem viel Kontakt mit z.B. Kunden hat. Ein Introvertierter im Verkauf, der Kundenberatung oder gar dem Callcenter wird vermutlich schnell an seine Grenzen kommen. Auch können Großraumbüros dazu beitragen, dass man nicht 100% in seiner Produktivität arbeiten kann weil die hohe Geräuschkulisse ablenkt und anstrengt. Aber es gibt immer Möglichkeiten, das Beste aus der Situation zu machen und in jedem Beruf vorwärts zu kommen.

Lerne Ruhe zu finden

Wenn man durch den Lärm des Großraumbüros zu schnell abgelenkt und gestresst ist, hilft es oft, seinen Fokus anders zu setzen. Die Allzweckwaffen Mediation und Achtsamkeit helfen dabei, bewusster seine Aufgaben erledigen zu können und Störquellen auszuschalten. Seit ich meditiere, bin ich deutlich entspannter und Lärm, ständiges Gewusel um mich herum und Kollegen mit Redebedarf sind kein großes Problem mehr. Durch einfache Übungen lässt sich schon erlernen, wie man ausblenden kann, was stört. Seinen Fokus kann man so gezielt eher auf eine Sache als auf alles auf einmal richten und wird nicht mehr von einer regelrechten Reizüberflutung ausgelaugt.

Arbeite daran, deine Erfolge zu kommunizieren

Etwas, das den meisten Introvertierten tatsächlich schwer fällt, ist es ihre Erfolge zu kommunizieren. Sie arbeiten gewissenhaft, treffen gute Entscheidungen und haben Erfolge – nur bekommt es keiner mit, weil sie sich nicht in der Pause zu den Kollegen stellen und davon erzählen. Introvertiert und erfolgreich sein findet jeden Tag statt – man muss nur auch davon erzählen. Damit man im Beruf weiter kommt, muss man allerdings ab und zu dafür sorgen, dass andere auch mitbekommen wie gut man arbeitet. Leider spricht der Erfolg nicht alleine für einen – auch wenn das fair wäre. Die Realität sieht anders aus – und deshalb muss man als Introvertierter daran arbeiten, sich mitzuteilen. Und wenn es im wöchentlichen Meeting ist, dass man kurz erläutert, was man die Woche über geschafft hat und welche positiven Veränderungen das gebracht hat. So bringt man die Kollegen und Chefs auf den neusten Stand und macht sich nicht kleiner, als man sollte.

introvertiert und erfolgreich

Schalte zwischendurch ab

Dass Lärm, Unterhaltungen und permanente Reize trotzdem auslaugen, ist klar. Deshalb sollte man sich ganz bewusst auch Pausen gönnen. Zum Beispiel in der Mittagspause alleine einen Spaziergang machen. Oder im Büro zeitweise Noise Cancelling Kopfhörer tragen. Wenn die Möglichkeit auf Homeoffice besteht oder für ein, zwei Stunden im Sommer draußen in einem Park zu arbeiten: Nimm die Chance wahr! Nehmt euch ein Beispiel an Google: Dort werden Meetings so eingeleitet, dass man zunächst einmal gar nichts sagt und alle kurz durchatmen. Ankommen. Dann erst loslegen. Diese kleinen Ruhepause sind unheimlich hilfreich und sorgen dafür, dass der eigene Energievorrat noch etwas länger hält.

Übe deine Außenkommunikation

Auch hier gibt es einiges, was Introvertierte noch lernen können. Nur weil es einem nicht in den Schoß gefallen ist, heißt es ja nicht, dass es unmöglich ist etwas zu lernen. Und man muss nicht permanent im Mittelpunkt stehen, wenn man es auch seine Kommunikation schafft, in den wenigen Gesprächen, die man führt, kompetent und stark aufzutreten. Dabei helfen Trainings und Coaching sim Bereich Kommunikation. Diese umfassen oft, wie man spricht (Betonung, Satzbildung etc.), aber auch Körperhaltung, Gestik und Mimik. Wie gesagt bedeutet introvertiert nicht schüchtern – warum also nicht daran arbeiten, dass man selbstbewusst auftritt?

Sei stolz auf deine Stärken

Und der letzte Punkt ist besonders wichtig. Nie, nie, nie sollte man als Introvertierter denken, dass man im Job nicht introvertier und erfolgreich sein kann weil man unterschätzt wird. Introvertierte haben extrem viele Stärken und gerade als Führungspersönlichkeit ist es wichtig, besonnene Entscheidungen treffen zu können. Einen Überblick zu bewahren und ein guter Zuhörer für die Angestellten zu sein. Wenn ihr dann noch an eurer Außenwirkung arbeitet und eure Erfolge kommunizieren könnt, steht euch eigentlich nichts mehr im Weg. Ihr könnt stolz darauf sein, dass ihr es auch ohne „große Klappe“ schaffen könnt.

Introvertiert und erfolgreich im Job

Ihr seht: Es ist nicht unmöglich introvertiert und erfolgreich im Job zu sein. Natürlich ist es Arbeit, aber das ist es auch für Extrovertierte, die vielleicht auf der andere Seite lernen müssen sich etwas zurück zu nehmen und nicht immer mit dem Kopf durch die Wand zu preschen. Introvertierte haben per se keine Nachteile im Job und müssen einfach lernen ihre Energie so einzuteilen, dass sie auf der Arbeit ihre Ruhepausen finden. Wo der extrovertierte Kollege „auftankt“, indem er mit dem Kollegen 10 Minuten schwatzt, kann der Introvertierte 5 Minuten meditieren bzw. sich in Achtsamkeit üben.

Übrigens: Den Job aus dem Gespräch oben habe ich nicht bekommen. Dafür aber eine gleichwertige Position in einem anderen Unternehmen. Nicht aufgeben und dafür sorgen, dass die Menschen den Unterschied zwischen Introversion und Schüchternheit verstehen, hilft immer. ;)

introvertiert extrovertiert erfolgreich

Bildnachweis
Photo by Matheus Ferrero on Unsplash

Photo by Catherine McMahon on Unsplash

Photo by Christin Hume on Unsplash

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2 Comments

  • Janina 21. Mai 2018 22:36

    Hallo Sarah,
    toller Beitrag, ich finds toll, dass jemand überhaupt über dieses Thema schreibt. Ich habe neulich erst in interessantes Youtube video über Introvertierte im Job bzw in unserer Gesellschaft gesehen. Ich denke man hat es als Introvertierter schwerer im Job. Ich habe wirklich die Erfahrung gemacht, dass wenn man nicht schon gleich am Anfang voll aus sich raus geht, man nicht so gut bei Kollegen und Vorgesetzten ankommt. Es war ja auch schon in der Schule so, dass Lehrer kein Verständnis für Schüler hatten, die ruhiger waren und sich nicht getraut haben, sich mündlich stark einzubringen. Ich gebe dir Recht, dass ein Introvertierter im Prinzip jeden Job machen kann. Das Problem sind halt die Führungskräfte.

    Liebe Grüße,

    Janina

    http://www.janinaloves.com/

  • liebe was ist 23. Mai 2018 14:26

    meine liebe Sarah, da kann ich wieder mal nur zustimmen und finde mich zugleich total in deinem beitrag wieder! gerade wir, die eben auch zu einem gewissen Teil durch die Social media-Welt in der Öffentlichkeit stehen, wirken ja immer alles andere als introvertiert – dabei vergisst man allzu leicht, dass der Einfluss dort draußen immer nur eine Momentaufnahme ist …

    ich würde mich definitiv auch als introvertiert bezeichnen und muss zugeben, dass aufgrund dessen auch schon das eine oder andere mal beruflich gesehen an meine Grenzen gekommen bin! deine Tipps sind da aber wirklich super hilfreich! introvertiert zu sein, soll schließlich kein Limit sein – man muss sich nur anpassen :)

    hab eine schöne Wochenmitte und liebste Grüße auch,
    ❤ Tina von liebewasist.com
    Liebe was ist auf Instagram

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