Wusstet ihr, dass Deutschland mit 31% Frauenanteil im Bundestag international von Platz 22 auf 45 abgestürzt ist? Das ist der niedrigste Anteil von Frauen in der deutschen Politik seit 1998. Wie kann das sein, wenn in meiner Filterblase alle von Feminismus, Gleichberechtigung und Quoten sprechen?
Sind wir noch in Kansas?
Zwar hatte ich in der Schule Politik (und war in dem Fach sogar passabel), aber nach der Schule hat sich mein Interesse daran komplett verloren. Zu beschäftigt mit Studium und zu wenig davon mitbekommen, was eigentlich um mich herum passiert. Meine einzigen Kontakte mit Politik waren kurz vor Wahlen, wo ich mich etwas in die Wahlprogramme diverser Parteien eingeblättert habe und letztendlich den Wahl-o-Mat anwarf. Und natürlich das viele Gemecker über die Politik, was die einzige Reaktion ist, die Menschen scheinbar auf Politik haben.
Das Interesse kam deswegen erst wieder, als ich begann mich mehr mit Wirtschaft, sozialen Fragen und aktuellem Zeitgeschehen zu beschäftigen. In mir schlummerte schon immer ein kleiner Gerechtigkeitsverfechter und so entstand nach einigen Monaten das Bedürfnis, auch mitzureden. Denn: Irgendwie konnte ich zu vielen Punkten plötzlich auch ganz gut meckern. Der Entschluss, mich selber politisch zu engagieren, war daraus schnell geboren.
Doch: in welcher Partei?
Eine Herausforderung ist nicht genug
Am besten macht man sich selber einen Eindruck von den unterschiedlichen Parteien, indem man ihre Wahlprogramme und Grundsätze studiert. Es schadet auch nicht, in ein paar Twitter-Accounts von Politikern rein zu schnuppern. Für mich kristallisierte sich schnell heraus, welche Grundsätze ich am ehesten vertrete und welche Programme mir besonders zusagten. Klar, Digitalisierung ist aus beruflichen Gründen eine Herzensangelegenheit von mir. Aber auch Bildung. Gleiche Chancen und das Grundverständnis, das man sich mir harter Arbeit selber etwas erarbeiten können muss.
Die Feministin in mir hat etwas entnervt aufgestöhnt, als ich dann sah, dass ich mir eine Partei mit besonders geringem Frauenanteil ausgesucht habe. Aber gut, eine Herausforderung alleine wäre ja schon fast zu langweilig. Den Laden wollte ich ab sofort so richtig aufmischen.
Ankommen und Strukturen verstehen
Sagen wir: Einer Partei beitreten ist einfach. Mitglied sein, nicht so sehr. Denn auch wenn man ein buntes Willkommenspaket (mit Kühlschrankmagnet UND Kugelschreiber! Wohoo!) bekommt, heißt das noch lange nicht, dass einem der Einstieg leicht gemacht wird. Nicht nur den hohen Männeranteil habe ich bei meinem ersten Ortsverbandstreffen etwas betroffen gesehen, auch den Altersdurchschnitt. Mit über 30 Jahren hätte ich mich eigentlich nicht mehr zu den Jungspunden gezählt, falle aber doch in der Runde auf.
Das ist nun einige Monate her und noch immer fällt es mir nicht leicht, mir in den Strukturen auch Gehör zu verschaffen. Aber es macht Spaß und ich schreibe diesen Artikel weil ich alle auf dieser Reise mitnehmen möchte, die bisher auch noch keine Berührungspunkte mit Politik hatten. Denn zumindest das habe ich schon gelernt: Es wäre Vieles einfacher, wenn man mehr Informationen finden könnte. Dazu, wie Parteileben funktioniert. Wie man überhaupt einen Fuß in die Politik setzen kann, wenn man nicht bereits Mitglied in einer Jugendorganisation war. Und wir brauchen mehr junge Menschen in der Politik. Mehr Frauen, mehr Diversität.
Ich werde auf dem Blog fortlaufend davon berichten, was gut läuft, was schwer ist, wo mir auffällt, dass das System lahmt. Wenn ihr tagesaktuell verfolgen möchtet, was ich so mache, dann könnt ihr mir gerne auf Twitter folgen: https://twitter.com/SarahPritzel.
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